Die Spender, 17 Millionen Amerikaner, unterzeichneten dabei den „Freiheitsschwur“:
„Ich glaube an die Unantastbarkeit und an die Würde jedes einzelnen Menschen. Ich glaube, dass allen Menschen von Gott das gleiche Recht auf Freiheit gegeben wurde. Ich verspreche, jedem Angriff auf die Freiheit und der Tyrannei Widerstand zu leisten, wo auch immer sie auftreten mögen.“
Die Unterschriftenliste wird bis heute im Turm des Schöneberger Rathauses, im früheren Westteil Berlins, aufbewahrt. Bei der Gestaltung des Textes für das Freiheitsgelöbnis griff das Free Europe Committee Gedanken der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776 auf: Dort ist vom Glauben daran die Rede, dass alle Menschen von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind, wozu „Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören“, ergänzt um die Selbstverpflichtung, sich Angriffen auf die Freiheit und der Tyrannei entgegenzustellen. Worte, die sinngemäß jenen entsprechen, die US-Präsident Abraham Lincoln in seiner Rede auf dem Schlachtfeld von Gettysburg im Jahre 1863 gesprochen hat, am Wendepunkt des amerikanischen Bürgerkrieges, der nicht zuletzt um die Abschaffung der Sklaverei geführt worden war.
Am 3. Oktober 1990 wird zu den Klängen der Freiheitsglocke im Schöneberger Rathaus nun an einem großen Fahnenmast vor dem Reichstag die Bundesflagge aufgezogen. „In freier Selbstbestimmung wollen wir die Einheit und Freiheit Deutschlands vollenden“, ruft Bundespräsident Richard von Weizäcker die Menschen auf. „Wir wollen in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt dienen.“ Die Deutsche Einheit ist Wirklichkeit – durch die Friedliche Revolution, demokratische Entscheidungen und vertragliche Übereinkünfte. Als der Zeiger der Uhr auf 0:00 Uhr springt, tritt der Einigungsvertrag in Kraft. Nach über 40 Jahren kommunistischer Diktatur, dem mit Hilfe sowjetischer Truppen blutig niedergeschlagenenden Volksaufstand vom 17. Juni 1953, dem Bau der „Berliner Mauer“ mit ihrem tödlichen Grenzregime am 13. August 1961, der Friedlichen Revolution und dem Mauerfall im Herbst 1989 sowie den ersten freien Wahlen im Frühjahr 1990, gilt von dieser Sekunde an das Grundgesetz auch in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen und ganz Berlin.
Und das ganze, jetzt ungeteilte, Berlin ist die Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschlands. Bundeskanzler Helmut Kohl richtet eine Botschaft an die Regierungen in aller Welt: „Unser Land will mit seiner wiedergewonnenen Freiheit dem Frieden in der Welt dienen und die Einigung Europas voranbringen.“ Viele glückliche Menschen feiern in Berlin bis in die frühen Morgenstunden. Das für viele Menschen, auch oft persönlich, leidvolle Kapitel der deutschen Geschichte – die Teilung Deutschlands – ist überwunden.
Bereits am 4. Oktober konstituiert sich der Deutsche Bundestag. In einer Regierungserklärung beschreibt Bundeskanzler Kohl die Grundsätze der ersten gesamtdeutschen Regierung. Die Politik der Bundesregierung werde geprägt sein vom Bewusstsein für die deutsche Geschichte in allen ihren Teilen und der daraus folgenden Verantwortung, sagt Kohl. „Nur wer seine Herkunft kennt, hat einen Kompass für die Zukunft.“
In diesem Sinne sollte auch heute jeder aufrechte Demokrat diese Gedanken wachhalten und jederzeit Freiheit, Einheit und Demokratie gegen Angriffe jedweder Art verteidigen!
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DBB NRW – Beamtenbund und Tarifunion Nordrhein-Westfalen